Das menschliche Blut besteht aus dem Blutplasma und festen Bestandteilen, den roten Blutkörperchen (sog. Erythrozyten) sowie den weißen Blutkörperchen (sog. Leukozyten). Die Bildung der roten Blutkörperchen erfolgt im Rückenmark. Auf 700 rote Blutkörperchen kommt nur ein weißes Blutkörperchen. Der holländische Biologe Jan Swammerdam betrachtete im Jahr 1658 erstmals menschliches Blut unter dem Mikroskop und entdeckte dabei die roten Blutkörperchen. Der erwachsene menschliche Körper enthält zwischen 5 bis 6 l Blut.
Die rote Flüssigkeit wird vom Herz ununterbrochen durch das Gefäßsystem unseres Körpers gepumpt und erhält ihn damit am Leben. Der menschliche Körper kann einen Blutverlust von bis zu 1,5 Liter ohne gesundheitlichen Schaden verkraften. Größerer Blutverlust hingegen kann zum Tod führen. Die heutzutage medizinisch risikolosen Bluttransfusionen gingen früher meistens schief. Die Empfänger verstarben, weil die Blutgruppen von Spender und Empfänger nicht zusammenpassten. Erst die Erkenntnis, dass nur Bluttransfusionen mit Spenderblut einer passenden Blutgruppe lebensrettend sind, brachte die entscheidende Wende.
Welche Blutgruppen gibt es?
Hauptbestandteil des Blutes sind die roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Die äußere Zellmembran der roten Blutkörperchen enthält Proteine (sog. Antigene), welche von Mensch zu Mensch verschieden ist. Als wichtiger Teil des menschlichen Immunsystems sind im Blutplasma weitere Proteine (sog. Antikörper) zur Bekämpfung von Krankheitserregern und anderen Fremdstoffen enthalten. Wenn nun eine bestimmte Blutgruppe mit einer anderen unverträglichen Blutgruppe vermischt wird, kommt es zu einer Antigen-Antikörper-Reaktion (Hämagglutination).
Die Antikörper der einen Blutgruppe haften sich an die Antigene der fremden Blutgruppe und das Blut verklumpt. Damit das eigene Blut nicht durch solche Antigen-Antikörper-Reaktionen verklumpt, enthält das Blut keine Antikörper gegen die eigene Blutgruppe, sondern nur Antikörper gegen fremde Blutgruppen.
Blutgruppen A, B, AB und 0
Erst der österreichische Arzt Karl Landsteiner erkannte, dass ein Mischen verschiedener Blutgruppen tödliche Folgen haben kann, und entwickelte 1901 das ABO-System. Danach gibt es vier verschiedene Blutgruppen.
Diese werden mit den Buchstaben A, B, AB und 0 bezeichnet:
- Blutgruppe A: enthält rote Blutkörperchen mit Antigen A und Antikörper gegen Blutgruppe B
- Blutgruppe B: enthält rote Blutkörperchen mit Antigen B und Antikörper gegen Blutgruppe A
- Blutgruppe AB: enthält rote Blutkörperchen mit Antigen A und B, aber keine Antikörper
- Blutgruppe 0: enthält rote Blutkörperchen ohne Antigene, aber Antikörper gegen A und B
Seit der innovativen Entdeckung, dass manche Blutgruppen untereinander mischbar sind, und andere nicht, können Transfusionen risikolos durchgeführt werden. In folgenden Fällen sind Bluttransfusionen ohne Risiko:
- Spender und -Empfänger gehören der gleichen Blutgruppe an
- der Spender gehört der Blutgruppe 0 an
- der Empfänger gehört der Blutgruppe AB an
Personen mit der Blutgruppe 0 sind damit sogenannte Universalspender, da deren Blutzellen keine Antigene haben. Umgekehrt sind Menschen mit der Blutgruppe 0 sogenannte Universalempfänger, weil in ihrem Blut keine Antikörper vorhanden sind.
Ein weiteres von Landsteiner entdecktes Erythrozyten-Antigen-System im menschlichen Blut ist der sogenannte Rhesusfaktor, der entweder positiv oder negativ sein kann. Der Rhesusfaktor ist das zweitwichtigste Blutgruppen-System und ergänzt das ABO-System. Somit sind insgesamt acht verschiedene Blutgruppenkombinationen möglich: 0-, 0+, A-, A+, B-, B+, AB- und AB+. Die Blutgruppe 0+ ist dabei weltweit mit 36 %, sowie deutschlandweit mit 35 % am häufigsten vertreten. Die Blutgruppe AB- kommt weltweit mit 1 % am seltensten vor.
Vererbung von Blutgruppen
Die Vererbung der Blutgruppen folgt den Mendelschen Erbregeln, die im Jahr 1865 von Gregor Johann Mendel entdeckt und festgelegt wurden. Die Blutkörperchen eines jeden Menschen besitzen zwei Proteinstrukturen, Antigene genannt, von denen jeweils nur eines vererbt wird. Die Blutgruppe eines Neugeborenen setzt sich daher aus der vererbten Antigenstruktur der Mutter und der vererbten Antigenstruktur des Vaters zusammen.
Antigen A und B
Die Antigenstrukturen A und B sind untereinander gleichwertig. Gegenüber der Antigenstruktur Null hingegen sind sie dominant. Eine weitere Eigenschaft der roten Blutkörperchen, der sogenannte Rhesusfaktor (Rhesus-Antigen) wird ebenfalls vererbt. Menschen, bei denen das Rhesus-Antigen vorhanden ist, nennt man rhesus-positiv. Menschen, bei denen das Rhesus-Antigen fehlt, nennt man rhesus-negativ. Daraus ergeben sich abhängig von den jeweils vererbten Antigen- und Rhesusfaktoren der Eltern die unterschiedlichen Blutgruppenkombinationen für das Kind.
Antigen 0
Das Antigen 0 ist rezessiv, das heißt, es wird immer durch das dominante A- oder B-Antigen unterdrückt. Daraus folgt, dass aus der Kombination eines dominanten A- oder B-Antigens mit dem rezessiven 0-Antigen, die Blutgruppen A und B resultieren. Menschen mit der Blutgruppe A können also entweder die Antigenkombination AA oder die Antigenkombination A0 aufweisen. Im zweiten Fall wird die Blutgruppe 0 rezessiv vererbt und damit unterdrückt. Für die anderen Blutgruppen gelten die gleichen Regeln. Menschen mit der Blutgruppe B weisen entweder die Antigenkombination BB oder B0 auf. Menschen der Blutgruppe AB wiederum weisen beide Antigene auf, da diese untereinander gleichrangig vererbt werden.
Rhesus-Antigen
Auch die Vererbung des Rhesus-Antigens erfolgt nach den Mendelschen Regeln. Die Bildung des Rhesus-Antigens erfolgt durch sogenannte D-Gene. Daneben gibt es noch die d-Gene, die kein Rhesus-Antigen bilden. Das dominante D-Gen unterdrückt aber immer das rezessive d-Gen und entscheidet damit über den jeweiligen Rhesus-Typ des Menschen. Folglich kann ein Mensch mit dem Rhesusfaktor positiv entweder nur die Genkombination DD oder die Genkombination Dd aufweisen. Ein Mensch mit Rhesusfaktor negativ wiederum kann nur die Genkombination dd aufweisen. Wenn Eltern beide rhesus-negativ (dd) sind, können sie nur das d-Gen vererben. Folglich ist auch das Kind immer rhesus-negativ. Umgekehrt kann ein Kind mit Rhesusfaktor positiv niemals von einem Elternpaar stammen, das rhesus-negativ ist.
Hinweis: Man sollte immer einen Notfallausweis mitführen, in dem die Blutgruppe eingetragen ist. Ist die eigene Blutgruppe nicht bekannt, kann man diese bei einer Blutspende kostenlos ermitteln lassen. So ist im Notfall schnelle Hilfe gewährleistet.
Für fachkundige Informationen sollten Sie sich unbedingt direkt an einen Arzt wenden! Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr.
Autor: Daniel Herndler
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