Blut gilt laut medizinischer Definition als das größte Körperorgan des menschlichen Organismus. Der individuelle Blutanteil entspricht 8 % des jeweiligen Körpergewichts. Demnach durchfließen durchschnittlich 5 bis 6 Liter Blut den Körper eines Erwachsenen. Das Blut übernimmt multifunktionale Aufgaben und wird deshalb als " vielseitiger Lebenssaft" klassifiziert. Es sichert den Nährstofftransport und die Sauerstoffversorgung sämtlicher Organe, bindet überflüssige Stoffwechselprodukte, reguliert die Körpertemperatur, steuert die Blutgerinnung und erfüllt die Rolle der "körpereigenen Polizei".
In einem Liter Blut verbinden sich Milliarden Blutzellen miteinander. Das "Lebenselixier" Blut besteht zu 55 % aus Plasma und zu 45 % aus festen Blutbestandteilen. Diese enthalten Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Erythrozyten (rote Blutkörperchen) sowie Thrombozyten (Blutplättchen).
Bildung von weißen Blutzellen
Weiße Blutkörperchen werden aus den im Knochenmark liegenden Stammzellen gebildet. Täglich gehen aus diesem Prozess rund 150 Milliarden Leukozyten hervor. Im gesunden Organismus findet sich mit einer durchschnittlichen Konzentration zwischen 5.000 und 10.000 weißer Blutkörperchen je Milliliter Blut, eine verhältnismäßig geringe Anzahl der Leukozyten vor. Kinder verfügen in Relation zu Erwachsenen über eine deutlich erhöhte Anzahl weißer Blutzellen im Körper. Insbesondere das Lebensalter beeinflusst direkt den persönlichen Leukozyten- Gehalt. Analog dazu sinkt der diesbezügliche Anteil mit zunehmendem Alter ab.
Das Blut von Neugeborenen enthält in der Spitze bis zu 30.000 Leukozyten je Milliliter, während durch den Blutkreislauf von Schulkindern im Schnitt 13.500 weiße Blutkörperchen pro Milliliter strömen. Stress begünstigt zudem nachweisbar den Anstieg der Leukozyten. Durchziehen den menschlichen Körper schwerwiegende Entzündungsreaktionen oder Infektionen, steigt die Konzentration der weißen Körperchen progressiv an. Demnach fungiert der Leukozyten- Gehalt als direkter Gradmesser, um eventuelle Entzündungsherde im Körper nachweisen zu können.
Grundsätzlich existieren drei unterschiedliche Typen der Leukozyten, die jeweils bestimmte Aufgaben übernehmen. So unterscheidet die Medizin jeweils zwischen Lymphozyten, Monozyten bzw. Makrophagen und Granulozyten. Jede der Arten ist für die zielgerichtete Bekämpfung spezieller Fremdkörper zuständig. Mit Hilfe von Antikörpern und Fresszellen vernichten die weißen Blutzellen in ihrer Funktion als Abwehrzellen nachhaltig die unterschiedlichen Eindringlinge bzw. Krankheitserreger und körpereigenen Abfallstoffe.
Leukozyten-Anteil als Hinweis auf Krankheitsbilder
Den menschlichen Körper prägt ein konstanter Stoffwechsel, der im unmittelbaren Dialog mit dem Blutkreislauf steht. Aufgrund dessen reflektieren Blutwerte den situativen gesundheitlichen Zustand des Menschen und dienen als maßgeblicher Indikator für mögliche Krankheiten. Bereits wenige Milliliter Blut sind ausreichend, um die gesundheitliche Konstitution objektiv medizinisch zu erfassen.
Ein kleines Blutbild lässt mögliche Krankheiten, lange vor dem Auftreten erster klinischer Merkmale, transparent werden. Deshalb ist ein Anschwellen der Leukozyten- Konzentration prinzipiell als Anzeiger für bakterielle Infektionen und schwere Erkrankungen einzuordnen. Demgegenüber kann ein Absinken der Konzentration durch bestimmte Viruskrankheiten wie etwa Masern oder Grippe, Tumore oder Medikamente hervorgerufen werden. Fällt der Gehalt unter einen Richtwert von 2000, ist eine akute Infektionsgefahr gegeben.
Blutbild erfasst Struktur, Form und Konzentration
Im Zuge eines kleinen Blutbildes werden die konkrete Anzahl, Größe und Struktur weißer bzw. roter Blutzellenund der Blutplättchen bestimmt. Gleichzeitig erfolgt eine Messung des Volumenanteils der roten Blutzellen im Verhältnis zum jeweiligen Blutvolumen. Liefern die Ergebnisse des kleinen Blutbildes Hinweise auf vorliegende Entzündungsherde im Körper, fertigt der Mediziner ein Differenzialblutbild an. Hierbei werden ausschließlich die weißen Blutzellen im Organismus gezählt.
Das genaue Mengenverhältnis der unterschiedlichen Leukozyten- Typen lässt Erkenntnisse auf die jeweiligen Entzündungsreaktionen und deren Ursache zu. Beispielsweise folgt das Krankheitsbild des " Pfeifferschen Drüsenfiebers" einem spezifischen Muster bei der Aufschlüsselung der verschiedenen Leukozyten. Die regelmäßige Analyse der Leukozyten informiert über den Entwicklungszyklus verschiedenster Krankheiten und erlaubt eine optimale medizinische Anpassung an den tatsächlichen Krankheitsverlauf. Referenzwerte unterliegen tageszeitlichen und saisonalen Schwankungen, die nicht an mögliche Erkrankungen gebunden sind. Einzelne Laborwerte sind deshalb in den jeweiligen medizinisch- ganzheitlichen Kontext einzubinden. Abweichende Ergebnisse sollten mit dem behandelnden Arzt detailliert besprochen werden.
Die einzelnen Untergruppen der Leukozyten
Weiße Blutzellen werden in drei Untergruppen unterteilt:
Granulozyten
Granulozyten stellen im gesunden Organismus die verhältnismäßig größte Anzahl an weißen Blutkörperchen. Insbesondere bei der Bekämpfung von Infektionen, die durch Parasiten, Bakterien und Pilze hervorgerufen worden sind, fällt den Granulozyten eine wichtige Rolle zu. Die Familie der Granulozyten lässt sich in die Untergruppen der eosinophilen, neutrophilen und basophilen Typen unterteilen. Ein maximierter Gehalt kennzeichnet chronisch entzündliche Krankheiten, Allergien, einen Wurm- oder Parasitenbefall sowie ausgeprägte Infektionen. Bei Erwachsenen bewegt sich der Normalwert der segmentkernigen Granulozyten bei 41 bis 75 % aller Granulozyten, während der Richtwert für eosinophile- bzw. basophile Typen bei jeweils bis zu 7 % bzw. bis zu 1 % liegt.
Monozyten und Makrophagen
Monozyten sind die größten weißen Blutkörperchen. Ihr Gehalt an der Summe aller Leukozyten im menschlichen Organismus beträgt 4 bis 13 %. Sie durchwandern schnell den Blutkreislauf und wandeln sich in Gewebezellen zu Makrophagen, die als " Fresszellen" des Immunsystems agieren. Zusätzlich binden Monozyten Fragmente der Erreger und Abfallstoffe an ihrer Zelloberfläche und präsentieren sie auf diese Weise anderen körpereigenen Abwehrzellen. Dies stimuliert die Synthese von Antikörpern, die explizit gegen die betreffenden Krankheitserreger gerichtet sind. Daher ist eine erhöhte Anzahl an Monozyten charakteristisch für Infektionen und Entzündungsreaktionen. Außerdem neutralisieren Makrophagen Zellabfall- Stoffe und filtern gesundheitsschädliche Stoffe aus dem Blutkreislauf.
Makrophagen nehmen demnach beispielsweise gefäß- und herzschädigendes " LDL- Cholesterin" auf und sorgen somit für ausbalancierte Blutfettwerte. Tuberkulose, Malaria, Morbus Crohn oder Monozytenleukämie sind durch erhöhte Monozytenwerte gekennzeichnet. Eine verminderte Konzentration tritt häufig in Verbindung mit Krankheiten des blutproduzierenden Systems oder einer Verdrängung des menschlichen Knochenmarks durch progressives Tumorwachstum in Erscheinung. Bei gesundenden Erwachsenen beträgt der Monozyten- Normalwert zwischen 0,2 und 0,8 Tausend pro Mikroliter Blut.
Lymphozyten
Lymphozyten stellen die Gruppe der verhältnismäßig kleinsten Leukozyten dar. In ihrer Eigenschaft als bedeutendste Träger der spezifischen bzw. gezielten Immunabwehr, sind sie ein essentieller Teil der erworbenen Immunabwehr. Sie arbeiten als natürliche Killerzellen, die zuverlässig krankhaft veränderte bzw. infizierte Zellen identifizieren und zerstören. Der Großteil der Lymphozyten ist im Knochenmark, den lymphatischen Organen, den Lymphknoten und im Dünndarm angesiedelt. Gesunde Menschen besitzen zwischen 1000 und 2900 Lymphozyten je Mikroliter Blut.
Leukozytose
Bei einer Leukozytose handelt es sich um eine medizinische Beobachtung, bei der im Rahmen der Blutuntersuchtung oder des Blutbildes der Wert der Leukozyten erhöht ist. Man spricht bei einer Leukozytose also nicht von einer Krankheit, sondern lediglich einer Beobachtung als Ergebnis der Untersuchung.
Von einem Normalwert an Leukozyten spricht man von ca. 4.000 bis ca. 11.000 Leukos pro Mikroliter Blut. Bei Werten von über 11.000/µl spricht der Mediziner von einer leichten Leukozytose, bei einer Anzahl von über 100.000/µl handelt es sich um eine Hyperleukozytose.
Leukopenie
Im Gegensatz zur Leukozytose spricht man bei einer Leukopenie (oder Leukozytopenie) von einem zu niedrigen Wert an weißen Zellen. Es sind also zu wenig weiße Blutzellen im Körper vorhanden. Auch hierbei spricht man grundsätzlich nicht von einer Krankheit, sondern einer medizinischen Beobachtung.
Bei Werten von weniger als 4.000/µl (Normalwert 4.000/µl bis 11.000/µl) spricht man von einer leichten Leukopenie. Bei Werten unterhalb von 3.000/µl könnte dieser Umstand eine gefährlichere Ursache haben. Bei Werten von unter 1.000/µl Blut liegt eine akutes Risiko vor. Man sollte in jedem Fall medizinischen Rat beim Arzt oder im Krankenhaus aufsuchen!
Leukämie: Erkrankung der Leukozyten
Leukämie ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, das durch eine schwerwiegende Erkrankung der weißen Blutkörperchen forciert wird. Die Humanmedizin differenziert zwischen der " Knochenmarks- Leukämie", deren Ursprung in unreifen Knochenmarkszellen liegt, und der " Milz- Lymphknoten – Leukämie". Die einzelnen Krankheitsbilder können sich sowohl in chronischer- als auch in akuter Ausprägung manifestieren. Abgeschlagenheit, ausgeprägte Müdigkeit und ein merkbarerer Leistungsabfall markieren in der Regel die ersten Symptome einer Leukämie.
Das Blutbild von Leukämie- Patienten im Anfangsstadium weist eine um mehr als den Faktor " 10" erhöhte Leukozyten- Konzentration als der diesbezügliche Normalwert auf. Derartige weiße Blutkörperchen besitzen massive Strukturbeschädigungen und sind deshalb als " nicht komplett funktionstüchtig" einzustufen. Wird die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert, gilt das Krankheitsbild als Krebsform, die in der Praxis relativ gut medizinisch behandelbar ist.
Für fachkundige Informationen sollten Sie sich unbedingt direkt an einen Arzt wenden! Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr.
Autor: Daniel Herndler
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