Neutrophile Granulozyten, auch Neutrophile genannt, gehören zu einer der drei Arten von Granulozyten. Die drei Arten bestehen aus den neutrophilen Granulozyten, basophilen Granulozyten und eosinophilen Granulozyten. Alle Arten gehören zu der Gruppe der Leukozyten. Die Leukozyten stellen eine der drei Blutzellen Arten dar. Die neutrophilen Granulozyten gehören zu den Fresszellen, auch Phagozyten genannt. Ihre Aufgabe ist es Mikroorganismen, hierunter vor allem jede Art schädlicher Bakterien, abzutöten. Den Namen Fresszellen bekamen sie, weil sie Bakterien komplett umschließen, um sie dann in sich aufzunehmen und somit neutralisieren.
Die neutrophilen Granulozyten stellen mit etwa 55 – 75 Prozent, den größten Anteil der Leukozyten dar. Der Name "neutrophil" bedeutet „neutral liebend“ und stammt von ihrem Farbeverhalten, das unter dem Mikroskop zu erkennen ist. Die neutrophilen Granulozyten gehören zu den Immunzellen und entfalten ihre volle Wirkung bei einer erhöhten Körpertemperatur. Steigt die Körpertemperatur auf mindestens 38,3 °C entfalten sie ihre Wirkung. Daher ist Fieber eine Reaktion des Körpers auf Infektionen, um so die Immunabwehr zu beschleunigen.
Stabkernige und Segmentkernige
Es gibt zwei Arten der neutrophilen Granulozyten:
- Stabkernige neutrophile Granulozyten stellen die jugendliche Form dar.
- Segmentkernige neutrophile Granulozyten stellen die ausgereifte Form dar.
Bei einer Blutuntersuchung kann die Anzahl der jugendlichen und reifen Granulozyten überprüft werden. Dies dient vor allem dazu, um die Neuproduktion aller neutrophilen Granulozyten zu überprüfen. Wenn die Neuproduktion funktioniert, kann eine Infektion wirksam bekämpft werden.
Der Anteil der stabkernigen Granulozyten beträgt etwa 3 – 5 % der Gesamt-Leukozytenzahl und die segmentkernigen Granulozyten haben einen Anteil von 50 – 70 %. Der Blutwert wird in der heutigen Zeit als prozentualer Anteil angegeben, nicht mehr wie früher. Da wurde noch die absolute Anzahl der Granulozyten pro Mikroliter Blut im Ergebnis angegeben.
Differenzialblutbild
Bei einem Differenzialblutbild wird der zelluläre Anteil er Leukozyten untersucht. Hierbei handelt es sich um eine reine Routineuntersuchung. Die Blutprobe wird in einem Fachlabor untersucht und dort wird ein Differenzialblutbild erstellt.
Neutrophile Granulozyten werden im Rahmen des Differentialblutbildes - großes Blutbild - gemessen und untersucht.
Normalwerte des Differentialblutbildes:
Differentialblutbild | Normalwerte |
Leukozyten (Gesamtanzahl bei Erwachsenen) | 4.000–11.000 pro µl |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 150–400 pro µl |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 3000–6000 pro µl |
Eosinophile Granulozyten | 50–250 pro µl |
Basophile Granulozyten | 15–50 pro µl |
Lymphozyten | 1500–3000 pro µl |
Monozyten | 300–700 pro µl |
Anteil der neutrophilen Granulozyten zu hoch
Steigt die Anzahl der Granulozyten im Blut, so deutet dies auf eine akute bakterielle Infektion hin. Im Differenzialblutbild ist dann besonders der Anteil der stabkernigen neutrophilen Granulozyten erhöht. Die Rede ist dann von einer „Neutrophilie“ oder einer neutrophilen Granulozytose. In diesem Fall wurde im Knochenmark die Produktion der Granulozyten angeregt, um die schädlichen Bakterien im Körper aktiv zu bekämpfen.
Sind beim Differenzialblutbild vermehrt stabkernige Granulozyten zu erkennen, wird dies auch Linksverschiebung bezeichnet. Eine Linksverschiebung herrscht dann vor, wenn die Produktion der neutrophilen Granulozyten gesteigert ist und eine bakterielle Infektion vorliegt.
Von einer Rechtsverschiebung spricht man, wenn vermehrt Segment-kernige oder über-segmentierte Neutrophile im Blut gemessen werden. Dies kann auf eine Mangelerscheinung hindeuten, wie z. B. ein Mangel an Vitamin B 12.
Zu wenig neutrophile Granulozyten
Sind zu wenige neutrophile Granulozyten im Blut, ist das meist ein Indiz für eine beginnende Infektion. Die bereits vorhandenen Granulozyten bekämpfen die Bakterien bereits, die Produktion neuer Granulozyten wurde aber noch nicht gesteigert. Dies wird als Granulozytopenie bezeichnet. In diesem Fall sinkt die Immunabwehr des Körpers stark ab und der Körper ist anfälliger für weitere Infektionen, bis die Produktion der Granulozyten wieder steigt.
Wo werden Granulozyten gebildet?
Die Bildung von Granulozyten wird als Granulopoese bezeichnet. Die Bildung findet im Knochenmark statt. Die Granulozyten entstehen dort aus multipotenten Stammzellen, diese werden auch hämatopoetische Stammzellen genannt.
Neutrophile Granulozyten gehören mit zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), sie sind eine Unterform von diesen. Ungefähr zwei Drittel der Leukozyten sind neutrophile Granulozyten. Mithilfe eines Blutbildes können diese im Blut bestimmt werden. Die Neutrophile bekämpfen bakterielle Krankheitserreger und gehören somit zum zellulären Immunsystem.
Aufgaben und Funktionen
Neutrophile Granulozyten gehören mit zum Immunsystem und befinden sich zum größten Teil in der Blutbahn. Dringen Fremdkörper oder Erreger in den Körper ein, werden bestimmte Stoffe ausgeschüttet, diese locken die Neutrophilen dann an. Die neutrophilen Granulozyten verlassen dann die Blutbahn, sie folgen dem Lockstoff und treten ins Gewebe über. Im Gewebe werden sie dann zu den Fresszellen, welche die Erreger in sich aufnehmen und neutralisieren. So zerstören sie Fremdkörper und Erreger. Die neutrophilen Granulozyten räumen auch zerstörte Gewebezellen wieder auf. Aus den Granulozyten und den zerstörten Gewebezellen entsteht dann Eiter.
Funktionen der Leukozyten
Leukozyten können unverträgliche Erreger erkennen und wehren diese ab:
- Pilze und andere Einzeller
- Würmer
- Giftstoffe
- körperfremde Partikel
- Tumorzellen
- Krankheitserreger, Bakterien und Viren
Es gibt sehr unterschiedliche Fremdstoffe oder Erreger und darum gibt es auch einige Untergruppen der Leukozyten. Jede Leukozyten-Gruppe hat dabei eine ganz spezielle Aufgabe.
Die drei Arten der Leukozyten sind die Granulozyten, die Lymphozyten und die Monozyten.
- Die Monozyten, neutrophile Granulozyten, Dendritische Zellen und Makrophagen sind die sogenannten Fresszellen. Sie umschließen den Erreger oder Fremdstoff und neutralisieren ihn. Damit ist der Erreger unschädlich gemacht.
- Die B-Lymphozyten gehören zur spezifischen Abwehr. Sie produzieren erst bei einer bestimmten Stimulation einen Antikörper, der genau auf den Erreger abgestimmt ist.
- Die T-Lymphozyten wiederum koordinieren die spezifische und die unspezifische Abwehr. Leukozyten helfen auch bei Entzündungen und bei Autoimmunerkrankungen.
Für fachkundige Informationen sollten Sie sich unbedingt direkt an einen Arzt wenden! Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr.
Autor: Daniel Herndler
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